So lässt sich ein negativer Überbiss korrigieren

17. Juli 2023

Stehen die unteren Schneidezähne vor den oberen, sprechen KieferorthopädInnen von einem negativen Überbiss. Er kann erblich bedingt sein, aber eine große Rolle spielt auch die Funktion. Mit verschiedensten Behandlungsmöglichkeiten lässt sich dieser Fehlstellung, die schon Kindergartenkinder betreffen kann, entgegenwirken. 

Was ist ein negativer Überbiss?

Bei einem negativen Überbiss sind die Schneidezähne des Unterkiefers vor denen des Oberkiefers positioniert – also umgekehrt wie eigentlich üblich. Auch die Seitenzähne treffen nicht optimal aufeinander. Der Unterkiefer steht zu weit vor oder der Oberkiefer ist zu klein. Im seitlichen Profil des Patienten fällt oftmals das Kinn als besonders markant auf. Kieferorthopäden bezeichnen diese Fehlstellung manchmal auch als Progenie.

Wie entsteht ein negativer Überbiss?

Für einen negativen Überbiss ist ursächlich, dass der Oberkiefer sich zu schwach oder der Unterkiefer sich zu stark entwickelt hat. Manchmal treffen auch beide Faktoren zusammen. Aufgrund der erblichen Veranlagung ist es während der Anamnese daher auch wichtig zu berücksichtigen, ob ein Elternteil einen negativen Überbiss hatte oder hat. Bestimmte Verhaltensweisen wie Zungenhabits oder ein falsches Schluckmuster können sich dann zusätzlich auf die Entwicklung des negativen Überbisses auswirken. Patienten mit Lippen-Kiefer-Gaumenspalte sind manchmal ebenfalls betroffen, da aufgrund operationsbedingter Narben der Oberkiefer im Wachstum gehemmt sein kann.

Welche gesundheitlichen Auswirkungen bringt ein negativer Überbiss mit sich?

Ein negativer Überbiss kann zu verschiedenen Beeinträchtigungen führen:

  • Das Abbeißen und Kauen ist erschwert oder nicht richtig möglich, da die Zähne nicht optimal positioniert sind.
  • Die Fehlstellung wirkt sich auch auf die Umspülung der Zähne mit Speichel aus – ein wichtiger Schutz vor Karies.
  • Die Nasenatmung ist durch den verkleinerten Oberkiefer sehr häufig erschwert.
  • Der negative Überbiss kann die Aussprache beeinträchtigen.
  • Im vergrößerten Unterkiefer können sich Lücken bilden, während es im zu kleinen Oberkiefer an ausreichend Platz für die Zähne mangelt.
  • Rein ästhetisch können Patienten die Dominanz von Unterkiefer bzw. Kinn als störend empfinden.

Wie wird ein negativer Überbiss behandelt?

Die Behandlung hängt individuell von der Schwere des negativen Überbisses, der Ausprägung von Unter- und Oberkiefer sowie dem Alter des Patienten ab. Bei Kindern ist vorteilhaft, dass das Wachstum genutzt werden kann. Ziel der kieferorthopädischen Therapie ist es, die Entwicklung des Oberkiefers anzuregen bzw. die des Unterkiefers zu hemmen und insgesamt eine normale Zahn- und Kieferstellung herbeizuführen. 

In der Behandlung werden herausnehmbare Zahnspangen, sogenannte FKO-Geräte (funktionskieferorthopädische Geräte) und aktive Platten, eingesetzt. Je nach Ausprägung können auch feste Spangen mit Brackets sinnvoll sein. Soll sich der Oberkiefer verbreitern, kommt ein Gerät zur Gaumennahterweiterung infrage. Darüber hinaus bestehen weitere Behandlungsmöglichkeiten in der Nutzung einer Außenspange, einer sogenannten Fazial- oder Delaire-Maske , durch die das Wachstum des Oberkiefers nach vorne animiert wird.

Bei Erwachsenen reicht eine Behandlung mittels Zahnspange dann nicht aus, wenn der negative Überbiss durch die Stellung des Kiefers und nicht allein der Zähne bedingt ist. Für diese Patienten ist eine Operation, verbunden mit einer kieferorthopädischen Therapie, in der Regel die einzige Möglichkeit, den negativen Überbiss zu beheben. 

Ein negativer Überbiss zeigt sich oftmals bereits im Kindesalter, teilweise sogar schon im Milchgebiss. Ist ein Elternteil betroffen oder zeigen sich erste Hinweise auf diese Fehlstellung, sollte dies frühzeitig beim Kieferorthopäden abgeklärt und bei Bedarf eine Behandlung gestartet werden. 
 

Quellen:

  • Das Gesundheitsportal medondo.health
  • S3-Leitlinie „Ideale Behandlungszeitpunkte kieferorthopädischer Anomalien“
  •  KZBV: Häufige Fehlstellungen